Eine Inflationsausgleichsprämie in voller Höhe, ein ordentliches Plus beim Entgelt, und die Möglichkeit, Arbeitszeiten zu verkürzen. Dies sieht die Vereinbarung für einen Tarifvertrag zur Transformation für die 68.000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Stahlindustrie vor. Nach 14 Stunden Verhandlung steht am Ende der fünften Tarifrunde dieses Ergebnis:
Knut Giesler hatte es kommen sehen: Beschäftigte der nordwestdeutschen Stahlindustrie werden ab morgen zu Zehntausenden streiken. Jetzt zündet die IG Metall diese nächste Eskalationsstufe der 24-Stunden-Streiks. Der Grund: Die Arbeitgeber erfüllen die Forderungen der Gewerkschaft weiterhin nicht ansatzweise. Vor allem bei der Entgeltfrage klafft weiterhin eine Riesenlücke.
Endlich Bewegung in der Tarifrunde Stahl. Lange hatten sich die Arbeitgeber hinter einem völlig unzureichenden Angebot von 3,1 Prozent mehr Geld verschanzt. Jetzt kommen sie zögerlich aus der Deckung – wenngleich nur in Trippelschritten und vorerst nur beim Thema Arbeitszeit.
Im Stahl brauchen wir wieder eine Perspektive für junge Menschen. Die 32-Stunden-Woche ist deshalb so wichtig, weil wir auch für die Jugend wieder attraktiver werden müssen. Aber das braucht Zeit. Ich bin sicher, dass die weiteren Verhandlungen die Tür zur 32-Stunden-Woche aufstoßen werden.
Die Stahlunternehmen haben jahrelang Rekordgewinne eingefahren. Es läuft gut für sie. Für uns fällt in der Kontischicht ständig eine Zeitschuld an, die ausgeglichen werden muss. Das belastet. Mit einer 32-Stundewoche könnten die Zusatzschichten mit Lohnausgleich wegfallen. Das wäre ein Highlight. Die Beschäftigten brauchen die 8,5 Prozent außerdem, um der Inflation etwas entgegenzusetzen.
3,1 Prozent sind einfach zu weit weg und daher nicht verhandelbar. Das ist unterirdisch. Zuletzt betrug die Inflation sechs Prozent. Wir fordern weiterhin ein Lohnplus von 8,5 Prozent. Dies ist angemessen und berechtigt, zumal in den Betrieben teilweise auch zweistellig diskutiert wurde. Es wird in jedem Fall zu Warnstreiks kommen.
Die Erwartungshaltung der Beschäftigten ist hoch. Auch weil die Organisierten in der IG Metall gemeinsam vorangehen. Diese Arbeit muss mit einem Mitgliedsbonus belohnt werden. Wir brauchen zudem die Altersteilzeit. Es muss möglich sein, früher aufzuhören. In den vergangenen Jahren hat die Arbeitsverdichtung auch deshalb zugenommen, weil die Arbeitgeber Personal vorschnell entlassen haben.
Die Stahlherstellung in Salzgitter will bis zu 800 Stellen streichen. Das wirkt sich auch auf die Region aus. Dabei könnte die gesamte Arbeitslast mithilfe einer Arbeitszeitverkürzung auf viele Schultern besser verteilt werden. Zudem haben die Stahlunternehmen jahrelang gute Gewinne eingefahren. Ein Lohnplus von 8,5 Prozent ist daher mehr als gerechtfertigt.
In erster Linie geht es den Beschäftigten ums Geld. Denn die Preise steigen weiter. Am Ende muss vom Lohn schließlich etwas übrigbleiben. Ich rechne mit mindestens mit Warnstreiks.